Tarzan
 
   
   
 
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In Erinnerung an Tarzan

 

 

Tarzan, mein kleener ängstlicher Engel

 

Als Charly damals über die Regenbogenbrücke gehen musste, habe ich den Eindruck gehabt, dass Ronja recht einsam ist. Dies sollte nicht so bleiben, also machte ich mich auf die Suche nach einem neuen Freund für meine Dicke.

 

Der Zufall führte mich wieder ins Essener Tierheim, aus dem ja auch Ronja und Charly kamen. Man sagte bei meinem Anruf, dass man ein kleines Sorgenkind hätte, das zu einer vorhandenen Katze solle und jemand mit Erfahrung brauche. Ich war mir nicht sicher, ob ich dieser Aufgabe gewachsen war, aber ich wollte mir das Sorgenkind zumindest mal anschauen. Also fuhr ich im September 2002, ich meine es war der 12.September, wieder mal nach Essen.

Man führte mich auf die Kittenstation, wo Du in einem mittelgroßen Käfig unter einer Decke versteckt lagst. Die nette Tierpflegerin nahm Dich aus dem Käfig und ehe ich mich versah, warst Du unter meinem Pulli verschwunden. Das war wohl ein deutliches Zeichen, Du wolltest mit. Ich hatte Dich zwar nicht richtig gesehen, aber das interessierte mich auch nicht wirklich.

Also alle Formalitäten geklärt, Dich in die Transportbox umgebettet und los ging es. Die ganze Fahrt hast Du mit einem dünnen Stimmchen gejammert. Sehen konnte ich Dich trotzdem nicht, denn Du hattest Dich sofort unter dem Handtuch, das in der Box lag, verkrochen.

 

Zu Hause angekommen war Ronja gar nicht begeistert von Dir. Sie fand meine Idee, dass Du als neuer Kumpel einziehen solltest wohl nicht so gut. Leider hat sich Euer Verhältnis nie so richtig gebessert. Ich glaube ihr hattet von Anfang an Kommunikationsschwierigkeiten. Woher solltest Du auch die Katzensprache kennen? Hatte man Dich im Alter von etwa vier Wochen unter einem Gebüsch gefunden - einsam und verlassen. :(( Danach musstest Du im Tierheim leider alleine aufwachsen, weil Du so klein und zerbrechlich warst, dass man Angst hatte, dass andere Katzen Dir schaden könnten. Eine Amme war leider nicht verfügbar und die Ersatznahrung wolltest Du auch nicht freiwillig zu Dir nehmen. Ein wirklich schwieriger Start in Dein viel zu kurzes Leben.

 

 

Im neuen Heim hast Du aber von der angekündigten Futterverweigerung überhaupt nichts gezeigt. Ehe ich mich versah war der Napf leer und Du fordertest kräftig Nachschlag.

Dein Lieblingsplatz war von Anfang an die Couch, besser die Ecke der Couch, wenn ein Kissen oder besser noch eine ganze Kissenburg davor stand. Diese Burg habe ich gerne für Dich gebaut. Konntest Du Dich doch so gut dahinter verstecken, wenn Du Angst hattest. Und Angst hattest Du leider sehr oft. Jedes laute Geräusch ließ Dich flüchten... Diese Scheu konnte ich Dir leider nie nehmen, aber dennoch hattest Du relativ schnell Vertrauen zu mir gefasst.

 

Als Crazy dann im Sommer 2003 einzog hattest Du auch endlich einen Kumpel mit dem Du toben konntest. Ronja ließ sich dazu ja nie herab. Trotzdem bliebst Du irgendwie der Einzelgänger in der Katzenbande. Gerade das hat Dich für mich zu einer ganz besonderen Fellnase gemacht. Es dauerte auch nicht lange und Du warst wieder der Kleene, weil Crazy Dich an Größe und Gewicht schnell übertrumpft hatte.

Selten kamst Du zu mir auf den Schoß, aber wenn Du dann mal kamst, habe ich alles stehen und liegen lassen. Es war bis zum Schluss einfach etwas ganz besonderes, wenn ich Dein seidiges, samtweiches Fell kraulen durfte. Dieses Gefühl werde ich nie vergessen und immer vermissen.

 

 

Anfang dieses Jahres begab ich mich auf Wohnungssuche. Ich wollte für uns vier ein größeres und schöneres neues zu Hause finden. Mir war klar, dass der Umzug für Dich nicht einfach werden würde. Aber ich versuchte Dir immer wieder zu erklären was passiert und das alles nach dem Stress viel schöner werden würde. Als es soweit war und ich die ersten Kartons packte zeigtest Du mir am nächsten Morgen Deinen Unmut deutlich und machtest mir eine ziemlich große Lache aufs Bett... Zumindest dachte ich es sei Protest. Auch der Tierarzt und Deine Patentante waren dieser Meinung. Es lag aber auch so nahe. Erst nach ein paar Tagen wurde klar, dass da noch etwas anderes sein musste. Beim Tierarzt stellte sich heraus, dass Du eine Blasenentzündung auf Grund von Kristallen in der Blase hattest. Das Timing war wirklich mehr als unglücklich... Diverse Tierarztbesuche brachten aber leider immer nur kurze Besserung. Der Krankheitsverlauf war und ist mehr als merkwürdig. Irgendwann war es soweit, dass der Tierarzt sagte, er könne nicht mehr helfen, Du müsstest in die Tierklinik. Es tat mir so weh Dich dort zu lassen, aber es schien die einzige Lösung zu sein. Mehrfach am Tag rief ich in der Klinik an und es hörte sich alles so gut an. Deine Werte wurden besser, am Freitag waren sie sogar nicht mehr bedrohlich. Am Montag solltest du operiert werden. Man hatte sich entschlossen Dir auf Dauer Linderung zu verschaffen, indem Dein Penis amputiert werden sollte. Für Kater lange nicht so schlimm wie für die zweibeinigen Männer.

Aber soweit sollte es nicht kommen. Bis heute versteht niemand warum und wieso. Am Samstag, der Tag des Umzuges kam die schlimme Nachricht. Ronja und Crazy waren gerade im Auto und wir wollten in die neue Wohnung fahren da rief mich die Tierklinik an. Du seiest im Laufe der Nacht über die Regenbogenbrücke gegangen. Eine Welt brach zusammen. Warum das??? Die Werte wurden doch besser. Es mag sich blöd anhören, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Du nicht mit umziehen wolltest. Ich hoffe so, dass es Dir jetzt besser geht, dass Du keine Schmerzen mehr hast und auch keinen Grund zur Angst. Charly und auch Dein Patenkater Johnny, der nur wenige Tage vor Dir über die Regenbogenbrücke gehen musste, werden sich ganz bestimmt super um Dich kümmern und mit Dir kuscheln, wenn Dir danach ist.

 

Auch Dich durfte ich im Garten meiner Eltern begraben. Einen schönen Platz hat Vati für Dich ausgesucht. Ganz in der Nähe von Charlys Grab, ein wenig versteckt, hinter den Büschen. Du hast Dich ja immer gerne versteckt, daher bin ich mir sicher, dass Dir dieser Platz sehr gut gefällt.

 

Tarzan, ich werde Dich nie vergessen. Die Erinnerung an Dich schmerzt. Das ich Dich so früh gehen lassen musste und dann noch nicht mal bei Dir sein konnte, wird mich nie loslassen. Aber ich erinnere mich gerne an Dich. Werde ich doch nie vergessen, wie Du im Tierheim in meinen Pulli gekrochen bist. Oder wie Du Dir Deinen Namen verschafft hast, indem Du meine Vorhänge als Liane benutzt hast. Dein vorwitziger Blick, wenn Du unter dem Sofakissen hervor lugtest ob die Luft rein ist.... Du warst - nein bist ein ganz besonderer Kater. Irgendwann wird Dein Platz hier neu vergeben werden. Denn ich weiß, dass Du das möchtest. In meinem Herzen aber wird dieser Platz immer durch Dich besetzt sein.

In der Erinnerung lebst Du weiter.

 

 

Tarzan

*30.05.2002

+08.07.2006